Not der Kinder - Wurzel der Gewalt

Es sind nicht nur die Extremfälle jugendlicher Gewaltausbrüche an ausländischen und inländischen Schulen bzw. Universitäten, die die verantwortlich Handelnden dazu bewegt, die bisherigen Strukturen im Umfeld unserer heranwachsenden Kinder zu hinterfragen und an die Lebenswirklichkeit anzupassen. Gerade auch die vielen kleinen, alltäglichen Vorkommnisse zeigen, wie notwendig und effektiv die bereits eingeleiteten Maßnahmen zur Verhinderung bzw. Eindämmung von jugendlicher Gewalt sind (z.B. die Einführung des Schulfachs „soziales Lernen“, der Einsatz von Schul-Sozialarbeitern, die enge Zusammenarbeit mit (Schul)Psychologen). Dabei bleiben die elterlichen Möglichkeiten nicht außer Acht: Das „Stärke“-Konzept diverser Regierungen in Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund, der Caritas oder Diakonie mit diversen Kursangeboten zum Thema „Starke Eltern, starke Kinder“ bzw. „Pubertät“ ist nur ein Beispiel dafür. Die diversen, konkreten Maßnahmen zusammengenommen haben schon viel bewegt.

Allerdings stelle ich in meiner alltäglichen Beratungspraxis dabei immer wieder fest, dass all diese Kurse oder Gespräche in den Schulen bzw. an anderen Orten erst dann stattfinden bzw. eingeleitet werden, wenn die Gewalt bereits offen zu Tage getreten ist. Dabei hätten wir in den überwiegenden Fällen die Möglichkeit, viel früher derartige Potentiale zu erkennen und damit die Chance, es gar nicht erst bis zum Gewaltausbruch kommen zu lassen. Die kriminalwissenschaftlichen Erkenntnisse können dafür zweifelsfrei herangezogen werden. Spricht man die verantwortlich Handelnden darauf an, räumen sie ein, dass es ihnen nicht am Willen, sondern ganz im Gegenteil letztlich nur an den eigenen Möglichkeiten, an der entsprechenden Ausbildung bzw. Hinführung mangelt.

Es ist mir daher ein dringliches Anliegen, dieses Wissen gerade denjenigen zu vermitteln, die sich an der eigentlichen Erkenntnisquelle befinden, zum Beispiel der Schule, als dem hauptsächlichen Lebensumfeld unserer Jugendlichen. Je früher wir individuelle Signale erkennen und verstehen lernen, die in gewalttätiges Verhalten umschlagen können, desto effektiver können wir ansetzen und Kindern helfen, mit ihren emotionalen Befindlichkeiten in einer sozialverträglichen Weise umzugehen. Nicht nur Eltern müssen und können! zum Wohle ihrer Kinder „stark“ gemacht werden, sondern all diejenigen, die mit Kindern bzw. Jugendlichen beruflich oder ehrenamtlich in Kontakt stehen. Je stärker Eltern, Lehrer oder andere Bezugspersonen sind oder werden, desto emotional stärker werden auch unsere Kinder ins Leben wachsen. Die geplante Tagung soll daher einen ersten Schritt in diese Richtung weisen.

Das Thema der Fachtagung zielt genau auf diese Wissensvermittlung ab. Der Hauptreferent, Dan Korem, ist Journalist, Autor und Dokumentationshersteller eines Profiler-Programms von bisher 100 Millionen Exemplaren und 25.000 professionellen trainierten Anwendern, er ist der Präsident von Korem & Associates.

Mit diesem im Rahmen der Fachtagung vermittelten Erklärungsansatz werden Lehrer, Sozialarbeiter etc. ihre Wahrnehmung schärfen. So geschärft wird ihnen dann nicht mehr entgehen, wenn ein mit ihnen in Kontakt stehender Jugendlicher sich mehr oder weniger plötzlich verändert oder andere Zeichen einer Krisengefährdung zeigt. Nehmen sie dies wahr, werden die Teilnehmer sensibel für die Frage, wie diesen krisengefährdeten Jugendlichen weitergeholfen werden kann. Denn nicht jeder krisengefährdete Jugendliche wird auch tatsächlich gewalttätig werden. Was konkret weiter zu veranlassen ist, lässt sich verallgemeinernd daher auch nicht ausführen. Die individuellen Unterschiede erfordern individuelle weitere Vorgehensweisen und ergeben sich meist zwangsläufig bei einer einfühlsamen Betrachtung der individuellen Gegebenheiten. So werden die Fachtagungsteilnehmer in Nacharbeitung des vermittelten Wissens jeder für sich und sein eigenes Umfeld bedenkend darüber nachdenken, ob die vorhandenen Strukturen ausreichen, um diesen Erkenntnis- bzw. weiteren Handlungsprozess auch vor Ort ganz konkret umsetzen zu können. Diesen bewusstseinsschärfenden Prozess werden wir durch die Fachtagung zwar nur anregen können, werden aber auch Angebote zu dessen begleitender Nachbereitung geben. Da wir, die Referenten und ich, mit dieser Fachtagung, Neuland betreten, beschränken wir uns in einem ersten Schritt zunächst aber ausdrücklich auf die Wahrnehmungsschärfung und damit auf die Erkenntnisvermittlung.

Ziel der Fachtagung ist damit im Kern, dass die Teilnehmer Handlungsfähigkeit im Umgang mit krisengefährdeten Kindern und Jugendlichen erwerben. Daneben soll von ihm aber auch (unter Wahrung datenschutzrelevanter Gesichtspunkte) ein Impuls für schulinterne bzw. institutionsübergreifende Netzwerke ausgehen.

  1. Diese Tagung alleine wird aber wohl kaum ausreichen, die Handlungsfähigkeit der Teilnehmer im Umgang mit krisengefährdeten Kindern und Jugendlichen nachhaltig sicherzustellen. Er kann daher nur einen ersten Schritt in diese Richtung bedeuten. In weiteren, sich daran anschließenden Schritten wird nach meiner Einschätzung Vieles davon abhängen, ob und wo die Teilnehmer weiteren Gesprächsbedarf sehen. Dies kann neben dem Angebot von Supervisionen (in Gruppen) auch das Angebot psychologischer Begleitung bzw. Beratung entstehender Netzwerke oder sonstiger (Klein)Gruppen umfassen. Alle mit der Konzeption der Tagung Beteiligten bringen insofern die nötige situative und ergebnisoffene Bereitschaft mit, diesen Kongress auch in seiner inhaltlichen Nachbereitung zu begleiten.

    Darüber hinaus setze ich mich dezidiert dafür ein, dass Pädagogen, die später vorrangig mit Kindern und Jugendlichen beruflich in Kontakt kommen, bereits in ihrer Ausbildung entsprechende Kenntnisse erlangen.

Unterstützen kann diese Initiative jeder, der dazu beitragen möchte,
  • dass künftig wesentlich mehr krisengefährdeten Kindern und Jugendlichen geholfen wird, mit ihren individuell unterschiedlichen Themen in sozialverträglicher Art und Weise fertig zu werden;
  • dass die Zielgruppen dieser Tagung nicht mehr nur sich selbst überlassen bleiben, sondern geeignete Ansprechpartner für ihre jeweiligen Belange in diesem Zusammenhang finden;
  • dass „Stärke“ im Umfeld von Kindern und Jugendlichen zugleich auch die effektivste und nachhaltigste Gewaltprävention bedeutet.

Es würde mich freuen, wenn Sie meine Initiative sowohl in finanzieller als auch ideeller Hinsicht unterstützen! Doch auch jede andere wohlwollende, politische oder logistische Unterstützung ist in vielfältiger Art und Weise willkommen.

Wenn jeder von uns gibt, was er geben kann, dann schaffen wir es vielleicht alle gemeinsam, dass nicht zuletzt auch die Schule künftig wieder mehr als „behüteter Ort“ empfunden wird!

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